Meditation in Bewegung mit Ashtanga Vinyasa Yoga
Yoga ist weitaus mehr als Dehnung und Entspannung – es ist eine Philosophie, deren Asanapraxis, so wie wir sie in der „westlichen Welt“ praktizieren, nur einen kleinen Bruchteil ausmacht. Das Ziel der Yogapraxis ist es Körper und Geist in Einklang zu bringen. In der Welt des Yogas gibt es viele verschiedene Yogastile mit unterschiedlichen Merkmalen und Zielen. Ein besonders dynamischer und kraftvoller Yogastil ist das „Ashtanga Vinyasa Yoga“, welches mein Herz im Sturm erobert hat. Daher möchte ich euch in diesem Blogbeitrag diesen Yogastil mit all seinen Facetten und Besonderheiten vorstellen.
Geschichte des Ashtanga Vinyasa Yogas
Seine Wurzeln findet dieser Yogastil in der alten indischen Tradition. Sri K. Pattabhi Jois entwickelte den Yogastil und machte ihn in der westlichen Welt populär. Der Begriff „Ashtanga“ stammt aus dem Sanskrit und steht für „acht Glieder“, welche auf die acht Stufen des Yogas hinweist, wie sie in den Yogasutras von Patanjali beschrieben sind. „Vinyasa“ hingegen steht für die Verbindung und Synchronisation von Atmung und Bewegung.
Besonderheiten des Ashtanga Vinyasa Yogas
- Synchronisation von Atmung und Bewegung
Die Atmung steht an erster Stelle im Ashtanga Vinyasa Yoga. Der Körper sollte während der gesamten Praxis der Atmung folgen, nicht andersrum. Somit ist jede Bewegung eng mit dem Atemrhythmus verbunden, was zu einem kontinuierlichen Fluss von Asanas (Yogapositionen) führt. Bei der Atmung ist die sogenannte „Ujjayi-Atmung“ zu erwähnen, die ein Teil dieses Yogastils ist. Dabei handelt es sich um einen hörbaren Atem, ein gleichmäßiges Rauschen, das erzeugt wird, in dem man sich vorstellt, man würde mit geschlossenem Mund einen Spiegel anhauchen. Außerdem dient die Ujjayi-Atmung als Anker für unsere Aufmerksamkeit. Durch den hörbaren Atem können wir uns besonders gut darauf konzentrieren und unseren Fokus im Moment, im Hier und Jetzt halten. Zusätzlich ist diese Atmung ein wichtiger Parameter für sicheres Üben. Wenn der Atem beim Halten einer Asana nicht mehr fließt, ist man zu tief in der Position.
- Feste Abfolge von Asanas
Ashtanga Vinyasa Yoga zeichnet sich dadurch aus, dass eine feste Abfolge an Asanas in Serie praktiziert wird. Es gibt sechs Serien, die mit aufsteigender Zahl anspruchsvoller und aufbauender werden. Die bekannteste und am meisten praktizierte Serie ist die „Primary Serie“, die die Grundlage für die darauffolgenden Serien bildet. Vorteil dieser festen Abfolgen ist, dass ein besseres Gefühl für den Körper vermittelt wird und Veränderungen besser wahrgenommen werden können. Außerdem kann nur durch feste Abfolgen eine „Meditation in Bewegung“ stattfinden. Als Teilnehmer, der die entsprechende Serie schon öfter praktiziert hat, weiß man, welche Asana als nächstes kommt und kann dementsprechend die Sinne besser im Inneren lassen. Man muss sich somit nicht so sehr mit dem „Außen“, dem Vorgezeigten durch den Yogalehrer, konzentrieren. Ashtanga Vinyasa Yoga ist wie Tanzen.
- Vinyasa Count
Alle Positionen zwischen Sonnengrüßen und Endentspannung haben eine Bedeutung und einen speziellen Count. Die Bewegungen bei den Sonnengrüßen werden durchgezählt. Der Vinyasa Count entspricht einer Definition wie der Praktizierende in die Position kommt und wieder raus. Somit werden weitere Erklärungen zur Bewegungsausführung bei längerer Praxis irrelevant. Theoretisch kann der Yogalehrer bei erfahrenen Ashtanga Yogis nur noch counten/zählen und die Teilnehmer wissen dennoch, was zu tun ist. Jeder Atemzug bekommt damit eine bestimmte Bedeutung.
- Atmung und Bandhas
Die Praxis konzentriert sich stark auf die richtigen Atmungstechnik und die Verwendung von Bandhas. Hierbei handelt es sich um subtile Muskelkontraktionen unseres Körpers, durch die wir versuch Prana („Lebensenergie“, oft Gleichsetzung mit Atmung) in unserem Körper zu halten, lenken und zu regulieren. Aus physiologischer Sicht entsteht durch die Bandhas eine Grundspannung, innere Stabilität. Aus energetischer Sicht gehen wir davon aus, dass Prana während unserer Praxis fließt. Durch die Bandhas halten und lenken wir Prana. Am Ende der Praxis lösen wir die Bandhas und somit alle Blockaden in unserem Körper, die durch den Alltag entstehen, auf. Unser Bauch wird weich und alles kann wieder ungehindert durch unseren Körper fließen.
„Alles beginnt und endet mit einer tiefen Bauchatmung“
Die drei Bandhas
- Mula Bandha (Beckenboden)
- Uddiyana Bandha (Unterbauch)
- Jalandara Bandha (HWS/Kopfregion, „Schnur zieht Scheitel nach oben“)
- Schweißtreibend und kraftvoll
Ashtanga Vinyasa Yoga ist ein kraftvoller und schweißtreibender Yogastil. Er stellt den perfekten Wechsel zwischen Dynamik und Statik bzw. Kraft und Flexibilität dar. Die Praxis kann uns an unsere körperlichen Grenzen bringen und uns den achtsamen Umgang mit diesen Grenzen lehren. Doch das sollte dich nicht davon abhalten diesen zauberhaften Yogastil zu praktizieren. Es besteht immer die Möglichkeit von Modifikationen, egal ob für Sonnengrüßen oder Asanas. Dabei wird dir eine leichtere Ausführung der jeweiligen Position angeboten, um das Verletzungsrisiko gering zu halten und dich langsam an die Praxis ranzuführen. Die Modifikationen bieten dir die Möglichkeit dich und deinen Körper zu fordern, aber nicht zu überfordern. Trotz Modifikationen bleibt die Synchronität zwischen Atmung und Bewegung bestehen, sodass Einsteiger-Yogis und bereits erfahrenere Yogis zusammen praktizieren können. Nach längerem Praktizieren besteht jederzeit die Option in die traditionelle Ausführung zu wechseln. Somit kannst du leicht Kraft aufbauen.
- Selbstpraxis
In der „westlichen Welt“ wird Ashtanga Vinyasa Yoga oft in Gruppenkursen unterrichtet. Doch durch die feste Abfolge an Asanas ermutigt der Yogastil zur individuellen Praxis. Traditionell wird Ashtanga Vinyasa Yoga im sogenannten „Mysore-Style“ praktiziert. Dabei wird ein Zeitrahmen von 3 bis 4 Stunden gesteckt, in dem die Schüler jederzeit zum Praktizieren kommen können. Jeder Yogi übt in seinem eigenen Rhythmus und bis zu machbaren Positionen. Der Yogalehrer ist lediglich anwesend, gibt individuelle Hilfestellungen oder zeigt neue Positionen. Dadurch übt man in einer Gruppe und dennoch entsprechend seiner körperlichen Möglichkeiten für sich allein. Es entsteht ein ganz eigener Zauber bzw. eine ganz besondere Energie.
Ashtanga Vinyasa Yoga ist zweifellos ein anspruchsvoller Yogastil, der Engagement und Hingabe erfordert. Für diejenigen, die auf der Suche nach einer körperlich und geistig herausfordernden Praxis sind, kann Ashtanga Vinyasa Yoga eine bereichernde Erfahrung sein. Wer Ashtanga Vinyasa Yoga durch seine festen Abfolgen an Asanas zu „langweilig“ empfindet, hat den Sinn von Yoga nicht verstanden. Denn Yoga ist in erster Linie eine Reise zu dir selbst, bei der dir Ashtanga Vinyasa Yoga helfen kann.
Wenn du diesen besonderen Yogastil ausprobieren möchtest, dann melde dich gerne bei mir.